Hoppla, jetzt kommen die Berliner - Artikel lesen
Dem großen Diskothekenboom in Berlin folgte das große Gruppensterben auf dem Fuße. Die Diskotheken sperrten den Musikern das Tor zu. Viele Gruppen lösten sich auf, die jungen Musiker gingen wieder ihren bürgerlichen Berufen nach. Nicht so fünf junge Vollblutmusiker, die sich nicht unterkriegen ließen. Sie alle stammten aus verschiedenen Gruppen, deren Stars sie früher waren. Für sie war Musik nicht bloß Hobby, sondern Passion. Um eben dieser Passion willen schlossen sie sich zu einer neuen "Supergruppe" zusammen und gaben sich den provozierenden Namen "Birthcontrol".
"Uns ist einfach nichts Besseres eingefallen", geben die fünf Musiker offen zu, "uns interessiert in erster Linie nur die Musik, die wir machen, und nicht, wie wir uns nennen." Als sich die fünf fanden, war die Geburtenkontrolle einfach der Gesprächsstoff Nummer eins, und das wollte die Gruppe auch einmal werden. Die fünf "Geburtenkontrolleure" wehren sich auch energisch dagegen, mit ihrem Namen provozieren zu wollen. "Wem es zu anstößig klingt, dem sagen wir, daß wir versuchen, die Geburt eines neuen Sounds unter Kontrolle zu bekommen. An der Überalterung Berlins sind wir jedenfalls nicht schuld." Indirekt jedoch hat auch die "Birthcontrol" zur Überalterung der "Frontstadt" beigetragen. Denn als sich in Berlin für eine junge, emporstrebende Gruppe keine Auftrittsmöglichkeiten mehr ergaben, packten sie ihre Koffer und zogen westwärts.
In amerikanischen Offiziersclubs und Beatschuppen auf dem Lande zogen sie im Schatten der Großen ihre einsame Show ab. "Wir waren darauf angewiesen, jeden Job, der sich bot, anzunehmen", erklären sie, "wir stottern noch heute unsere teuren Instrumente ab." Auch so erfolgreiche Auftritte wie ihre vom Publikum enthusiastisch aufgenommene Show im Münchner Pop Center "Blow up" ließ ihren Stern in der Großstadt nur kurz aufleuchten. Sie beschäftigten sich viel zu sehr mit ihrer Musik, um geschäftlichen Dingen noch Spaß abgewinnen zu können. "Wir mußten zusehen, daß wir genug zu essen hatten, pünktlich die Raten für unsere Instrumente und die Steuer für unser Auto zahlten. Manchmal gaben wir den letzten Pfennig für Benzin aus, um überhaupt zu unserem Auftrittsort zu kommen." Vom kargen Rest kauften sie sich Noten. "Dadurch kamen wir Gott sei Dank auch nie in die Versuchung, Rauschgift zu nehmen, wir hatten einfach kein Geld für solche Spielereien." Heute sind sie glücklich darüber, daß sie ihren Sound auch ohne Drogen gefunden haben.
"Vielleicht sind wir viele Umwege gegangen", erzählt Reinhold Sobotta, mit seinen 19 Jahren der jüngste der Band, "aber jeder Umweg hat ein bißchen unseren Stil beeinflußt. Von Clementi über den Jazz, Rock ´n´ Roll, Beat und Soul finden sich Elemente aller musikalischen Strömungen bei uns wieder." Der gelernte Klavierbauer, der seit seinem 12. Lebensjahr Klavierunterricht bekam und seit zwei Jahren Orgel spielt, scheut sich nicht, sein 13.000-Mark Instrument auch mit den Ellenbogen zu traktieren. Musik ist für ihn Ekstase, die einzige Form, sich ungehemmt zu äußern. Im Gespräch ist er wortkarg, fast schüchtern. Seine einzige Lektüre: Noten. Er liest sie, wie andere vor dem Einschlafen einen Krimi lesen.
Nicht viel gesprächiger ist sein Freund Bruno Frenzel, von der Gruppe "Opa" genannt. Mit seinen 25 Jahren ist er auch der Älteste. Er komponiert und textet. Im bürgerlichen Beruf ist er Versicherungskaufmann. Er ist der Denker der Gruppe, zu der weiterhin noch der 23jährige Schlagzeuger Bernd Noske, der 22 Jahre alte Bassist Bernd Koschmidder und der Sänger Rolf Gurra (23) gehören. Die anfänglichen Mißerfolge schweißten die Gruppe zusammen. "Unsere Freizeit ist ausschließlich mit Proben ausgefüllt", erzählen die fünf Freunde, "für andere Vergnügungen hätten wir auch kein Geld."
Doch nun scheinen sich Mühen und Entbehrungen gelohnt zu haben. Ausgerechnet ein Österreicher nahm sich der Berliner an und bringt jetzt die erste Schallplatte der "Birthcontrol" auf den Markt. Ihr Titel: "October - Freedom" - Amadeo AVRS 21560. Ein österreichischer Beitrag zur Berlinhilfe? Bestimmt nicht, denn die "Birthcontrol" wird mit Sicherheit auch bald in Deutschland Karriere machen. Denn bald können die deutschen Pop-Fans diese Gruppe auch im Fernsehen bewundern. Ihr TV-Debüt geben sie in der nächsten Ausgabe des "Talentschuppens", wo sie ihren "October-Song" vorstellen werden. © MP 1969
Birth Control - Berliner Band mit Pop-Appeal - Wenn "Opa" Bruno die Gitarre zupft - Artikel lesen
Papst Paul hat Schuld, daß es sie gibt - genauer gesagt, den Namen. Denn die Band heißt "Birth Control". Zu deutsch: Geburtenkontrolle. Entstanden ist die Bezeichnung zu Zeiten der "Encyclica humanae vitae", der Bannschrift des Heiligen Vaters gegen die Pille. Damals sprach "man" von der Geburtenkontrolle, auf AFN - den die vier Musiker täglich hören - hieß das "Birth Control". Und schon war der Name geboren.
Bei dem "Objekt" unserer Betrachtung der "Birth Control", handelt es sich um vier junge Männer, die zuerst durch lange Haare auffallen. Allen Vorurteilen zum Trotz haben jedoch alle vier einen gutbürgerlichen Beruf erlernt. Da haben wir als ersten Bruno "Opa" Frenzel (25), Gitarrist. Als Zweiter mischt Bernd Koschmidder (23) auf dem Baß mit. Das Schlagzeug handhabt in exzellenter Art und Weise der 23jährige Bernd Noske, genannt Nossi. Bleibt nur noch Organist Reinhold "Booboo" Sobotta (19) übrig. Besonderes Kennzeichen - nach Aussagen seiner Freunde: Macht´s Maul nicht auf - es sei denn, er ißt wieder mal einen Apfel. Den er anbeißt und dann wegwirft. Die Erfolge der vier jungen Berliner reichen von einer Single-Platte über eine LP bis hin zu Gastspielen in Beirut, Österreich und Münchens "Blow up", wo sie Stammgäste sind. Und auch im Schwarzwald haben sie schon gespielt. ("Da haben wir in einem kleinen Dorf gewohnt. Die Leute freuten sich immer, wenn wir kamen, die wußten nämlich, wir haben Geld.") Wie der Name, so ist auch die Musik: Irre. Nach kurzem, kirchlich anmutendem Vorspiel auf der Orgel schlägt der Rest der ständig zu Unfug aufgelegten Bande explosiv-dynamisch zu. Und bringt den Saal in Fahrt. Gestern abend heizten sie im "Count Down" ein. Nächstes Wochenende geht es im "Pop In" rund. Danach ist wieder München reif. Und irgendwann dieses Jahr soll auch noch Amerika dran glauben... © Jörg Alisch
Birth Control ist guter Hoffnung - Artikel lesen
Am 4.September ist es soweit: Dann wird das Konzert der Superlative über die bewährten Bretter der Waldbühne gehen. Beim "Super-Concert 70" tritt neben den Hauptattraktionen Jimi Hendrix Experience, Ten Years After, Cold Blood, Procol Harum und Cat Mother als einzige deutsche Gruppe die Berliner "Birth Control" auf. Sozusagen als Belohnung: Denn die Popgruppe wurde in der gemeinsamen Hörerbefragung von s-f-beat und RIAS-Treffpunkt zur beliebtesten Berliner Formation gewählt. Und das sind die vier Sieger: Der alte Weise der Gruppe ist der recht rauhbärtige Bruno "Opa" Frenzel (25). Er komponiert, textet, spielt Gitarre und hat sogar eine wohlklingende Stimme, die zu überbieten es noch gilt. Bernd Koschmidder (23) ist der Bassist, Frechling und Herumschnüffler der Gruppe. Nossi, geb. Bernd Noske (23), Schlagzeuger, träumt von vielen Zusatzinstrumenten, wie Bongos, Congas und Kesselpauken und hat nur ein Laster: Er ist ein Vielfraß und wäre eigentlich gern Made geworden. Reinhold "Booboo" Sobotta (19) könnte sich eigentlich sein eigenes Tastenzeug basteln, denn er ist gelernter Klavierbauer. Der Name "Birth Control" wurde dem AFN beziehungsweise dem Papst weggeschnappt, denn zur Zeit der Enzyklika horchte die Gruppe viel auf amerikanische Musikthemen, wobei der Begriff Birth Control in den Nachrichten immer dazwischenrutschte. In Österreich fing ihre eigentliche Karriere an, in München spielten sie dann im Blow-up, wo sie zur Hausband avancierten. Inzwischen sind die vier durch Europa gereist und gastierten auch schon in Beirut. "Birth Control" wird außerdem die erste deutsche progressive Gruppe sein, die sich dem amerikanischen Publikum aus einer sechswöchigen USA-Tournee stellen wird (Beginn: 28.September). © HANS
Berichtigung
Das "Super Konzert 70" fand in der Berliner Deutschlandhalle statt und nicht (wie angekündigt) auf der Waldbühne. Die angekündigte USA Tournee wurde abgesagt, weil sich während der Verhandlungen zwischen Peter Meisel (Hansa Musik Verlag) und dem US Tour-Managment herausstellte, daß Birth Control in den USA für geringe Gage durch kleine Clubs geschickt, also quasi verheizt werden sollte.
Mit Birth Control in London - Artikel lesen
Das Hotelzimmer der Birth Control mißt drei mal vier Schritte; sechs Betten, Stuhl, Schrank, Waschbecken, drei Stück Seife, vier Fliegen. Als wir unseren sofortigen Auszug erklärten, staunt die Managerin: "Herman's Hermits haben sich hier aber wohl gefühlt!"
Wir fahren ins "Lyceum". Ein Vergnügungspalast der Jahrhundertwende voll Stuck und Pappmaché; unter der Decke hängen Körbe mit Luftballons. "Unsere Gesangsanlage leihen wir euch nicht", sagen die Trapeze-Roadies. "Was wir vor einer Woche versprachen, ist egal." Deutlicher: "Wir wollen keine deutschen Gruppen hier, Konkurrenz, die uns die Jobs nimmt!"
Die Orgel muß dank komplizierte Stromspannungen an einen Transformator angeschlossen werden. Schon klingt sie eine Oktave höher. Nach zehn Minuten progressiver Ohr-Musik (sprich Neustimmen von Gitarre und Baß) klatscht das Publikum. Dann, als die Gruppe loslegen will, haut der Trafo durch. Schluß, aus, Ende.
Der nächste Auftritt im Kingston College geht auch in die Hose. Die Band hat einen Vertrag, der Veranstalter weiß von nichts. Jed, unser englischer Roadie, lehrt uns Fluchen auf ausländisch. Nützt nichts. Tony Stratton-Smith, Boß von Charisma (britische Plattenfirma der BC), gibt daraufhin einen aus, bedauert, tröstet: "Morgen spielt ihr bestimmt!" So ist es. Im "Speakeasy" das erste Konzert der Tour - vor dem schlechtesten Publikum der Welt: Im "Speak" sind nur Musiker zu Gast. Zu allem Übel feiern heute auch noch die Faces eine Orgie. Immerhin, als die Birth Control spielt, kommt ein ganzer Schwung Leute zum Anhören herüber. Man klatscht sogar - im Speakeasy eine mittlere Sensation.
Am letzten Abend (7. Juli 1971) sind wir im "Marquee". Organist Reinhold und Drummer Bernd flippen vollends aus, liefern plötzlich eine unheimlich swingende Session im besten Peddlers-Stil. Das Marquee swingt mit, überall trappen Füße, nicken Köpfe. Charisma-Mann Fred seufzt: "Und so was auf Platte..." Demnächst. Denn die verunglückte Tour endete mit Erfolg: Das nächste Album der BC wird in London produziert, eine 20 tägige Tournee schließt sich an. © Aku Anka 1971
Berichtigung
Im "Lyceum" gab es keinen Transformator. Die Band fing so an zu spielen und Nossi warf nach den ersten Tönen die Schlagzeugstöcker ins Publikum und verließ die Bühne, weil er "The Work Is Done" nicht als Eunuch singen wollte (alle Instrumente waren 3-4 Töne höher). Für den ausgefallenen Gig im Kingston College gab es einen Ersatz in der Trade Mark Hall in Newcastle. Und es kam wie immer alles ganz anders: das nächste Album ("Hoodoo Man") wurde nicht in London sondern in Hamburg produziert.
Zurück aus Mekka - Birth Control hatte Erfolg in London - Artikel lesen
Vielleicht ist das Pochen auf Holz im Augenblick noch nützlicher, aber ein kleines Anerkennungs-Schulterklopfen haben sie sich schon verdient. Pop-Fans merkt auf, das könnte historisch werden: Einer Berliner Rock-Band ist es gelungen, die britische Pop-Festung zu besteigen und nicht abzustürzen. - Im Gegenteil. Optimistisch, moralisch gestärkt und ziemlich angefeuert kam jetzt die "Birth Control" von einem einwöchigen Gastspiel im Musik-Mekka London zurück. Die vier Berliner hatten - als eine der ersten deutschen Bands - die seltene Gelegenheit und das Vergnügen, in zwei der bedeutendsten und traditionsreichsten Clubs, dem "Marquee" und dem "Speakeasy" von einem kritischen Publikum Applaus zu kassieren. Den spendieren die Londoner allerdings nach alter Konzert-Tradition schon vorher, beim Auftritt der Gruppe. Ein ebenfalls in Deutschland nicht mehr geübter Brauch: Schon eine Stunde vorher wartet man ruhig sitzend, konzentriert auf den Beginn des Club-Konzertes. "Da bekommt man automatisch mehr Lust zum Spielen - und das wirkt sich natürlich wieder auf die Harmonie zwischen Publikum und Band aus", erzählt der Schlagzeuger Bernd Noske. Die zur Zeit erfolgreichste deutsche Rock-Band war in England bereits eingeführt, und zwar auf eine ziemlich ungewöhnliche Weise. Die Arbeiterinnen, die dort ihre zweite LP "Operation" in die Hülle stecken sollten, weigerten sich. Das Cover, das durch seine eigenwilligen "Nice" - Hüllen bekannte Graphikerteam Storm of Hipgnesia entwarf, erschien den Damen skandalös; sie traten in Streik. Die Hülle zeigte getreu den Namen der Band - Verhütungsmittel. Der Streik wurde von der Presse aufgegriffen und schließlich beigelegt. Als die Band jetzt in England eintraf, wurde sie nahezu als Vorkämpfer der Geburtenkontrolle gefeiert. Allerdings schwimmt aber ein Wermutstropfen im London-Kommentar des Bassisten Bernd Koschmidder. "Es ist eine ungeheure Befriedigung als Deutsche in England zu gefallen - bloß wird man irgendwie nachdenklich, wenn man merkt, daß man dort besser ankommt als zu Hause. Es ist wohl die alte Sache: Der Prophet gilt im eigenen Lande nichts." Die Berliner Fans sollten sich diesen Vorwurf zu Herzen nehmen. Gelegenheit, die Band live zu hören, gibt es erst wieder auf der Funkausstellung im September und später noch einmal im Dezember. Dazwischen liegt eine LP-Aufnahme von Eigenkompositionen in London (wegen besserer technischer Möglichkeiten), eine Vierwochen - Tournee durch England und durch die Schweiz. Vielleicht wird die Insel für die "Birth-Control" zum Sprungbrett für eine internationale Karriere. "Es ist möglich", meinen die Vier bedeutungsvoll. © Sabine Wittstock
Erfolg in Cannes - Artikel lesen
Die Birth Control hatten ihr Publikum beim diesjährigen Midem, der Musik-Börse in Cannes, nicht mehr unter Kontrolle. 12.000 Musikjournalisten und Popexperten feierten die Gruppe aus Berlin. Die Birth Control lassen ihre neue Single "What´s Your Name" Mitte Februar drehen... © Ohr 1971
deutsche popszene - Artikel lesen
deutsche popszene - Ausgabe Dezember 1971 - das Interview
Birth Control: Wir haben keine 100.000,-DM bekommen! - Über Promotion und Wahrheit
Als die "Hunderttausend Mark Band" ist "Birth Control" in der Öffentlichkeit bekannt. Mit Auftritten in den Fernsehsendungen "Beatclub" und "Music today", mit drei Konzerten in London und einer Einladung ins Pariser "Olympia" sowie der Veröffentlichung ihrer Langspielplatte "Operation" in 15 Ländern wurde die Berliner Band die populärste deutsche Popgruppe. Nicht wenig dazu beigetragen hat - so berichtet der "Spiegel" und so bestätigte auch die betroffene Firma - die Promotion der Produktionsfirma von "Birth Control" (OHR Musik Produktion). Gelegentlich gab es Diskussionen zwischen der Erfolgsgruppe und ihren Managern. Aus diesem Grund hat Hajo Littmann der Gruppe zwei Fragen gestellt. Wie haben sie auf den Aufstieg von der Amateur- zur Starband reagiert, was halten sie von der Promotion.
Frage: Das Cover eurer LP "Operation", Plakate und Konzerte in Verbindung mit eurem Namen "Birth Control" haben Skandal gemacht. Sie sind von fast allen deutschen Zeitungen berichtet und kommentiert worden. War dieser Publicity Erfolg nur ein raffinierter Schachzug eurer Plattenfirma? Wieweit wart ihr an der Auswahl eures Namens und eures Covers beteiligt?
Birth Control: Nein, der Name unserer Gruppe und das Cover der LP sind von uns selbst ausgesucht worden. Wir haben uns auch - im Gegensatz zu der Geschichte im "Spiegel "- immer für die Pille und gegen den Entscheid des Papstes und der katholischen Kirche engagiert. Man muß sich nur die Texte unserer Platte richtig anhören. Nicht ohne Grund haben wir auch gerade eine Single mit einem Song produziert, der den bezeichnenden Namen "Believe In The Pill" trägt.
Frage: In der Öffentlichkeit nennt man euch die "Hunderttausend Mark Band"! Findet ihr diesen Beinamen gut?
Birth Control: Jein! Das heißt, einerseits hat diese Bezeichnung dazu beigetragen, daß wir bekannt wurden. Aber auf der anderen Seite ist es uns geradezu peinlich, wenn wir von Zuschauern darauf angesprochen werden. Die meisten halten uns für Lügner, wenn wir ihnen erklären, nicht wir hätten diese 100.000,- Mark erhalten. Sie sind ja als Produktionsvorschuß an die Firma gezahlt worden. An uns geht davon nur ein Teil weiter. Wir konnten dadurch zwar eine neue Anlage kaufen und im Studio unsere LP "Operation" aufwendig und in ausreichender Zeit produzieren, aber mit goldenen Betten war nichts!
deutsche popszene - Ausgabe Dezember 1971 - Personalien und Stories
Schweizer Skandal um Birth Control - Plakate beschlagnahmt
Neuer Skandal um die Berliner Rockband "Birth Control"! Der Polizeipräsident des Schweizer Kantons Zug hat die Plakate für die Schweizer Tournee der Berliner Bands "Birth Control" und "Ash Ra Tempel" beschlagnahmt. Das Plakat zeigt die Band, den Papst, die Pille und einige Babies. Polizeipräsident Christen (!), zuständig für die Moral der stark katholischen Innenschweiz, begründete die Entfernung:
Diese Plakate sind eine Schweinerei. Es ist eine Zumutung für alle Bürger mit gesundem Menschenverstand, eine Beleidigung für alle Katholiken. Eine solche Lächerlichmachung kann ich unter keinen Umständen dulden, ich bin verantwortlich für die Moral meiner Mitbürger.
"Pornogruppe"! Der neue Skandal um die gegenwärtig erfolgreichste deutsche Pop-Band "Birth Control" ("Operation") fügt den Skandalen der vergangenen Wochen ein weiteres Glanzstück hinzu. Den Anfang hatte der CDU-Ratsherr Otto Holik, zugleich Kirchenvorstand der Gemeinde Sarstedt bei Hannover gemacht. Er schimpfte sie eine Pornogruppe und protestierte im Namen der katholischen Kirche gegen ein Konzert in Sarstedt, weil die Gruppe mit ihrem Namen die päpstliche Enzyclica lächerlich mache. In London streikten im Juni die Packfrauen einer großen Schallplatten-Vertriebsfirma, als sie die LP "Operation" von "Birth Control" verpacken sollten. Das englische Plattencover warb mit Verhütungsmitteln.
In Berlin schließlich weigerten sich einige Läden, die zur Zeit meistverkaufte deutsche Langspielplatte überhaupt anzubieten. Sie störten sich an der deutschen Version der Plattenhülle. Die zeigt Papst, Pille und ein Monster, das kleine Kinder speist. Gleichwohl, die Skandale haben der Gruppe genützt. Im "Deutschen Musikpoll" wurde sie zur zweitbeliebtesten Popgruppe gewählt, das Cover gar von den Experten zur besten Plattenhülle des Jahres gekürt!
Birth Control am Ziel - Artikel lesen
Berliner Pop-Band international im Geschäft 21.00 Uhr (I. Progr.)
Schuld ist Papst Paul. Schuld daran, daß es sie gibt, die Berliner Band "Birth Control" (Geburtenkontrolle), die gerade zu der Zeit entstand, als der Papst seine Bannschrift gegen die "Pille" erließ. Geburtenkontrolle war damals in aller Munde. Da Beatbands englische Namen bevorzugen, wurde daraus "Birth Control" und Berlin hatte eine Rock-Gruppe mehr.
In "Music Today" will sie heute beweisen, daß auch Berliner Gruppen international konkurrenzfähig sein können.
Inzwischen haben Reinhold Sobotta, Bernd Noske, Bernd Koschmidder und der "Band-Opa" und Komponist Bruno Frenzel ihr Domizil in der Bundesrepublik aufgeschlagen, da es in Berlin zuwenig Engagementmöglichkeiten gibt.
"Nun ist es direkt ruhig geworden bei uns", sagt Erwin Noske, Vater von Bernd Noske, dem Sänger und Schlagzeuger der Gruppe.
Er erinnert sich auch noch oft an die ersten musikalischen Gehversuche seines Sohnes: "Neben seiner Lehre spielte er in verschiedenen Bands. Später, als er ausgelernt hatte, fragte ihn dann die "Birth Control", ob er nicht bei ihnen mitmachen wolle. Da er die Musik sehr liebt, sagte er natürlich ja."
Es folgte bald eine erfolgreiche Libanon-Tournee, Auftritte in Österreich und in der Schweiz und der Sprung ins Profilager.
"Es war trotzdem nicht immer rosig", erinnert sich Mutter Noske und blättert nachdenklich in einigen Zeitungsausschnitten, Spiegel des Aufstiegs der "Birth Control". "Die Jungen hatten oft kaum ein paar Groschen in der Tasche."
Heute hat es die Band geschafft. Nach mehreren erfolgreichen Platten kam das Geschäft ins Rollen. Nicht zuletzt hat sie es verstanden, eine England-Tournee zu absolvieren und einen englischen Plattenvertrag zu erspielen. Und das ist wohl das größte Ziel jeder deutschen Band, denn damit ist der Weg frei für eine internationale Karriere.
© Manfred Backhaus
Konzertbericht Stadthalle Attendorn - Artikel lesen
Konzertbericht Stadtbühne Siegen (vom selbst ernannten Chronisten) - Artikel lesen
Berlin, Beirut, London, Burkhards - Artikel lesen
Der lange Weg einer deutschen Rockgruppe in einen Naturschutzpark - Hier klopft kein Nachbar an die Wand
Still und friedlich liegt es da, das Dorf Burkhards im Naturpark Hoher Vogelsberg, etwa 80 Kilometer nordöstlich von Frankfurt. Errichtet wurde es auf der erkalteten Lava von Europas ältestem, vor fast 60 Millionen Jahren erloschenem Vulkan, dem Hoherodskopf. Trotzdem geht es heute in Burkhards wieder recht heiß zu: In Burkhards nämlich wohnt seit etwa 18 Monaten Birth Control, Deutschlands heißeste Heavy-Rockgruppe. Einen Kilometer außerhalb des Dorfes mieteten die vier jungen Berliner für monatlich 450 Mark ein Haus, Baujahr 1900, das über 40 Jahre eine Dampf-Molkerei beherbergte. Wo früher die Milch verarbeitet wurde, im Parterre, stehen heute Verstärker und Instrumente.
Der kahle, weißgetünchte, zweistöckige Raum ist für Birth Control zum Üben gerade richtig. "Hier können wir zu jeder Tages- und Nachtzeit proben, stören keine Nachbarn, können wir so voll aufdrehen, daß der Sound den Verhältnissen in einem Saal entspricht", erklärt Sänger und Schlagzeuger Bernd Noske. "In Berlin durften wir nur in Jugendheimen üben, mußten auf alle möglichen Leute Rücksicht nehmen und nach jeder Probe unsere Geräte wieder abbauen." Weiterer Vorteil ihrer dörflichen Abgeschiedenheit: "Wir leben billiger, weil wir nicht soviel Miete blechen müssen."
Die Zimmer der Gruppenmitglieder liegen im ersten Stock. Jeder besitzt seinen eigenen Raum mit Fernseher, Stereoanlage und persönlichem Kleinkram. Auch die beiden Roadies, Lothar Otto (24) und Karl-Heinz "Porgy" Decker (17), haben ihre eigenen Zimmer. Mittelpunkt der Wohnung ist das Eßzimmer mit einer gemütlichen Sitzecke und zwei Klappsofas - für Besucher. Eine große Küche, ein dunkelrot gekacheltes Bad und ein Raum mit einer Tischtennisplatte als Spielzimmer gehören zum Haus.
"Gefunden haben wir das Gebäude bei einem Auftritt in Lauterbach, nicht weit von hier. Als wir nach dem Konzert erzählten, daß wir Berlin verlassen wollten und ein geeignetes Haus suchen, wurde uns dieses hier sofort angeboten. Die Dorfbewohner haben uns schon soweit akzeptiert, daß wir sogar manchmal Lebensmittel geschenkt bekommen. Zum Dank spielen wir in Burkhards zum Dorffest auf. Lothar und ich spielen sogar in der Fußballmannschaft des Dorfes. Im Augenblick liegen wir auf dem sechsten Tabellenplatz in der Bezirks-A-Klasse", weiß Bernd Noske zu berichten. Der Berliner Bernd ist auch der Gründer von Birth Control, gemeinsam mit Bassist Bernd Koschmidder. "1968 taten wir uns zusammen als Sieben-Mann-Gruppe. Damals gehörten noch ein Saxophonist und Sänger dazu. Wir traten in Talentschuppen auf, produzierten in Wien eine Single und entschlossen uns 1969, dank eines Drei-Monats-Engagements in Beirut, Berufsmusiker zu werden."
In Beirut fiel die Gruppe allerdings auseinander. Zwei Mann stiegen aus - der Sänger und der Sologitarrist. Birth Control versuchten danach ihr Glück mit Julie Driscoll-Titeln, bis sich Bernd Noske an Bruno Frenzel erinnerte. "Mit ihm hatten wir zeitweise zusammengespielt, ihn aber aus den Augen verloren, weil er eine Verwaltungslehre bei der Berliner AOK absolvierte."
Im April 1969 hatte Bruno seine Lehre beendet und stieg bei Birth Control ein. Im Sommer des gleichen Jahres entdeckte BRAVO-Fotograf Dieter Zill die vier und verhalf ihnen zu einem Plattenvertrag. Anfang 1970 erschien ihre erste LP "Birth Control". Bernd: "Die Platte verhalf uns zum Durchbruch, aber viel Geld kassierten wir nicht. Um leben zu können, begleiteten wir Michael Holm bei seinen Auftritten. Dadurch bekamen wir dann Angebote für Konzerte."
Der eigentliche Aufschwung jedoch kam 1971 mit der zweiten Birth Control-LP "Operation". Sie erschien in 19 Ländern, darunter auch Amerika. In England gab´s allerdings Ärger wegen des Plattencovers. "Dieser Rummel verhalf uns im Juli 1971 zu einer Tournee. Wir traten als erste deutsche Gruppe im englischen Fernsehen auf, im Londoner Marquee und im Speakeasy. Dadurch verkauften wir in England mehr LP´s als in Deutschland...", erinnert sich Bernd Noske lächelnd.
Aber auch bei uns feierten die Fans Birth Control als "heißeste deutsche Rockgruppe". Auftritte im Beat-Club von Radio Bremen und im Abendprogramm der ARD gemeinsam mit Deep Purple, ein Konzert bei MIDEM in Cannes und eine Frankreichtournee schlossen sich an.
"1972 wurde es dann etwas still um uns", erzählt Bernd Noske. "Wir nahmen keine LP auf, waren nach dem Umzug von Berlin etwas abgeschlafft, lagen in der Sonne, angelten viel und wollten uns erst an die frische Luft und die neue ländliche Umgebung gewöhnen. Außerdem verließ uns unser Organist Reinhold Sobotta aus gesundheitlichen Gründen. Als Nachfolger kam dann im Juli Wolfgang Neuser (22). Jetzt aber wollen wir wieder musikalisch einheizen. Soeben erschien "Hoodoo Man", unsere dritte LP; und für diesen Monat haben wir eine ausgedehnte Deutschlandtournee geplant. Konzertangebote aus England sind ebenfalls im Anrollen. Wir wollen zeigen, daß der Vulkan, auf dem wir hier leben, noch voller Überraschungen steckt."
© K.E.Siegfried BRAVO 1973
Der neue Birth Control Unterschlupf - Artikel lesen
Birthcontrol kehrten der alten Molkerei in Burkhards/Frankfurt den Rücken und ließen sich in dem kleinen Ort Pohlhausen, der in der Nähe von Köln liegt, nieder. Seit dem 1. Februar wohnen sie nun in einem großen, modernen Haus, dem Lerchenhof! Popfoto-Redakteurin Brigitte Lehmann besucht die Gruppe.
Jubel, Trubel, Heiterkeit und eine "Wiedergeburt"
Wenn man so zwei Wochen in der Türkei herumgeschwirrt ist, fällt einem die Rückkehr ins alltägliche Leben ziemlich schwer. Die Reisestimmung steckt dann immer noch in den Knochen und so war ich sehr froh, das ich Freitagmittag nach Köln fahren konnte. Birthcontrol-Manager Michael Steffen holte mich in Köln ab und brachte mich zum Lerchenhof. Die Gruppe erwartete mich schon. Einige Freunde aus Burkhards und Freiburg waren an diesem Wochenende zu Besuch, so daß im Lerchenhof Jubel, Trubel, Heiterkeit herrschte. Und als Michael Steffen Sekt spendierte (sein Geburtstag mußte nachgefeiert werden!), wurde es ausgesprochen gemütlich. Birthcontrol spielten mir im Laufe des Abends ihre neueste LP "Rebirth" vor, die dieser Tage in Deutschland erschienen sein dürfte. Ich persönlich finde die LP unheimlich gut gelungen, auch wenn sie manchmal recht kommerziell scheint, doch im großen und ganzen ist es meiner nach die beste Produktion, die B.C. jemals geliefert hat. Doch liebe Leser, hört Euch die LP selbst an und bildet Euch dann Eure eigene Meinung! Jeder hat schließlich einen eigenen Geschmack nicht wahr ?! Also, urteilt selbst und schreibt uns ruhig Eure Meinung!
Nelly ist die treue Seele des Hauses
Am nächsten Tag gegen 13.00 Uhr trifft man sich zum ausgiebigen Frühstück im Wohnzimmer wieder. Bernd Noske: "Wir halten viel vom langen Schlafen und ausgedehnten, reichlichen Frühstück mit Zeitunglesen. Das gehört einfach dazu!" Ich erfahre beim Frühstück, daß der zweite Gitarrist Dirk Steffens die Gruppe aus persönlichen Gründen verlassen hat und man nun in der Besetzung Bernd "Nossi" Noske (Schlagzeug), Bruno Frenzel (Sologitarre), Peter Föller (Bassgitarre) und Bernd "Zeus" Held (Orgel, Klavier) weiterspielt. Anschließend erfolgt ein Rundgang durch das Haus. Im unteren Stockwerk befindet sich der Übungskeller. Daneben hat sich Bruno Frenzel einquartiert, (damit er immer gleich bei der Anlage ist!).
Nebenan wohnt Roadie Lothar mit seiner Freundin. Außerdem gibt´s noch ein Gästezimmer und Bad. Auf der ersten Etage ist ein riesiges Wohnzimmer mit großzügig angelegter Terrasse, Bernd Noske´s Wohngemach, eine vollautomatische Küche und Badezimmer. Im oberen Stockwerk wohnen Organist "Zeus", Roadie Joe mit seiner Freundin und Bassgitarrist Peter. "Die Freundinnen der Roadies und ebenso die Freundin von "Nossi" versorgen den Haushalt," erzählt mir Peter. Ja, und nicht zu vergessen: Hund Nelly! Die treue Seele des Hauses, die die gesamte Birthcontrol-Mannschaft mit ihren Kunststücken immer wieder zum Lachen bringt!
Jeder hat sein eigenes Reich
Inzwischen hat sich die Gruppe im Übungskeller versammelt und probt noch einmal ein Stück, das sie abends spielen wollen. Zwei Pohlhausener Fans, die sich Autogramme holen, unterbrechen für kurze Zeit die Probe. Die Roadies mahnen, daß sie die Anlage in den Bus laden müssen, denn Birthcontrol spielen abends im "Underground" in Bonn-Bad Godesberg. Peter und Nossi pflanzen sich daraufhin vor den Flimmerkasten und verfolgen mit großem Interesse die Sportschau. Zeus zieht sich mit Nelly und einem Buch in sein Zimmer zurück und Bruno verschwindet mit seiner Gitarre und übt. "Im allgemeinen verläuft das Zusammenleben ausgezeichnet. Jeder hat sein eigenes Reich, in das er sich mit seiner Lieblingsbeschäftigung zurückziehen kann. Natürlich tauchen hier und da Probleme auf, aber die sind dazu da, gelöst zu werden," meint Peter später. Der winzige Raum kochte!
Gegen 19.00 Uhr fahren wir in "Underground". Der Club ist gerammelt voll! Die Leute sitzen oder liegen auf Matratzen, trinken Bier und harren der Dinge, die da kommen sollen. Birthcontrol spielen fast zwei Stunden, darunter Stücke aus ihrer neuen LP "Rebirth" und erfolgreiche Songs aus den LP´s "Operation" und "Hoodoo-Man". Ein aufsehenerregendes Schlagzeugsolo von Nossi und ein unheimlich duftes Gitarrensoli von Bruno bilden den Höhepunkt des Abends. Die Bonner Fans fordern eine Zugabe. Birthcontrol spielen eine alte Rock 'n' Roll-Nummer. Der winzige Raum kocht! Und dann ist endgültig Feierabend. Die Gruppe wechselt die völlig verschwitzte Kleidung und diskutiert über das Konzert. Auf der Rückfahrt machen wir in einem Balkan-Grill Station und - welcher Zufall! - begegnen dort der Gruppe Kin Ping Meh. Große Begrüßung!
In Pohlhausen angekommen lassen wir Roadie Lothar erstmal laut und ungestüm hochleben. Er wurde genau um Mitternacht wieder mal ein Jahr älter. Die Geburtstagsfete dauert bis in die frühen Morgenstunden.
Vorsicht! Ein Fotograf schleicht durch´s Haus
Sonntags ist bei Birthcontrol immer Selbstbedienung. Jeder steht auf, wann er Lust dazu verspürt und bereitet sich selbst sein Frühstück. Ich trinke gemütlich mit Bernd und seiner Freundin Kaffee. Bernd holt plötzlich seinen Fotoapparat hervor und schleicht vorsichtig durch's ganze Haus. "Auf diese Art und Weise gelingen mir die besten und lustigsten Aufnahmen. Wenn die Dias entwickelt sind, gibt's einen Heidenspaß!" Klack, diesmal bin ich sein Opfer und mein dummes Gesicht ist auf der kleinen, schwarzen Filmrolle festgehalten. Nach und nach tauchen die anderen mit verschlafenen Gesichtern und dicken Augen im Wohnzimmer auf. Nelly hat in dieser Hinsicht keine Probleme. Sie sucht nur jemand, der mit ihr draußen "Stöckchen werfen" spielt. Bevor ich mich verabschiede, erzählt mir die Gruppe noch, daß sie vom 3. März bis zum 7. April ihre dritte Deutschland-Tournee unternehmen, auf der sie hauptsächlich Städte bereisen, die bei der letzten Tournee nicht berücksichtigt wurden. Die genauen Termine stehen in unserer Rubrik "Wer? Wann? Wo?"!
Bassist Peter bringt mich freundlicherweise zum Kölner Hauptbahnhof, wo ich noch im letzten Moment den Zug nach Den Haag erwischen kann. Während ich mir dann im Speisewagen eine Tasse Kaffee genehmige, sehe ich immer noch Bernd Noske vor mir, wie er mit seinem Fotoapparat vorsichtig durch´s Haus schleicht und die Hausbewohner mit grellem Blitzlicht aus dem Land der Träume reißt!!! ©Brigitte Lehmann, Popfoto
Hard Rock vom Rhein-Mosel-Eck durch die ganze Bundesrepublik - Artikel lesen
Das Warten auf "Birth Control" den Hallenfüller, dauerte gute 90 Minuten. Zunächst sollten es die "Sound Edge" sein. Man hatte sie "mitgebracht". Netter und zugleich lapidarer läßt sich das meist mißliebige Vorprogramm nicht ansagen. Mit dem "scharfen" Sound, einer Freiburger Gruppe, war es dann wieder so eine Sache. Kaum Anheizer für die Hauptakteure, aber auch nicht nur eben Füller, agierten die fünf Rock-Men mit einigem Engagement und mit anerkennendem Beifall bedacht, dennoch nicht ganz überzeugend.
Das lag einmal an ihnen selbst. Bei durchaus interessanter Instrumentierung - die Flöte und die Drums konnten gefallen - fehlt es doch noch an jener technischen Perfektion, die unter anderem erst einer Gruppe zum Profil verhilft. Insbesondere muß dies für den Gesang und die Gitarre gelten. Daneben war es wieder einmal die in der Branche unverzichtbare Technik. Offenbar steckte der Wurm im elektronischen Labyrinth. Ihm, nicht so sehr der Lautstärke, fielen gute Ansätze progressiver Rock-Musik nahezu völlig zum Opfer. Bleibt abzuwarten, ob es dieser Gruppe gelingt, sich in der deutschen Pop-Zunft zu profilieren.
Dann aber waren die "Birth Control" Chefs in der Halle. Von ihrer Promotion als Fleischbrocken oder schlicht als derzeit beste deutsche Rock-Gruppe bejubelt, in Londons Pop-Tempeln bereits erprobt und mit 72er-MIDEM-Erfahrung, setzten sie sich, von geisterhaft orange-grünem Spotlight unterstützt, sogleich recht in Szene. Kompromißloser, knallharter Rock heizte augenblicklich die Stimmung in der Halle an. Neben der reifen, mit bemerkenswertem Drive vorgetragenen Gruppenleistung, aus der Bernd Noske mit seinem ausdrucksvollen Gesang hervorragte, waren es die technisch perfekten ekstatischen Soli der Mitglieder, die immer wieder den stürmischen Beifall des Publikums herausforderten. Auch hier Bernd Noske der Star mit seiner orgiastischen "Big-show" an, auf, in und um die Drums, selbst das Mikrofon gekonnt als Schlaginstrument mit einbeziehend. Aber auch Bruno Frenzel, Solo am Baß und Wolfgang Neuser an der Orgel gefielen.
Nach einiger Abstinenz am deutschen Pop-Markt soll die in Koblenz begonnene Tournee "Birth Control" auf neuen Wegen die Wiedergeburt bringen. Schlecht, sollte man meinen, sind die Chancen nicht. © -niet-
BIRTH CONTROL - Mit neuer Mannschaft zum Erfolg - Artikel lesen
Als ich mit Birth Control das folgende Interview machte, hatten sie gerade ihren zweiten Auftritt in der neuen Besetzung hinter sich. Es war die Rede davon, daß sich in nächster Zeit bei ihnen ein Stilwechsel vollziehen wird. Kein zu krasser natürlich, um die immer zahlreicher werdenden Fans nicht vor den Kopf zu stoßen. Mit neuem Organisten und einem zweiten Gitarristen bekommt die Band jedoch ein anderes Gesicht. Unsere Farbfotos wurden während und nach dem bereits erwähnten Gig geschossen und dürften die ersten sein, die die neuen Mannen zeigen. Nachdem Birth Control mit ihrer neuen Show fertig waren, zeigten sie sich entspannt und froh darüber, daß sie so gut angekommen waren. Die Fans schienen sie trotz verschiedener Änderungen voll zu akzeptieren. Die besten Voraussetzungen also für die kommende Monster-Tour und die England-Auftritte. Doch hier das Gespräch, daß alle auftauchenden Fragen schnell beseitigt:
Stilveränderung
ME: In den letzten Monaten gab es bei Euch erstaunlich viele Umbesetzungen im Gegensatz zu den Jahren davor. Worin liegt das?
BRUNO: Vor allem hat das mit der Stilveränderung zu tun, die sich gerade vollzieht. Alles beim alten zu belassen ist zwar der bequemste Weg, doch gleichzeitig auch ein unbefriedigender, wenn man weiterkommen will. Wir sahen keine andere Möglichkeit, als die Besetzung zu verändern. Einige von uns hatten Änderungspläne, die aber von den restlichen Leuten nicht akzeptiert wurden. Das führte letzten Endes dazu, daß diese Leute ausstiegen. Mit nunmehr 5 Musikern kann man auch wesentlich mehr Abwechslung, besonders auf der Bühne erreichen. Trotz Arrangements kann jetzt immer einer von uns freigemacht werden, z.B. für´s Chorsingen oder als Rhythmusgeber.
ME: Neben einem zweiten Gitarristen ist auch die akustische Gitarre von Bruno und das Saxophon neu. Werden diese Parts noch ausgebaut?
BRUNO: Ja, wahrscheinlich! Heute war nämlich unser zweiter Live-Gig. Zusammen geübt wird auch erst seit ca. 3 Wochen. Es ist also noch viel zu früh, um etwas Endgültiges sagen zu können. Der neue Stil dieser Besetzung wird sich erst später richtig zeigen. In 1-2 Monaten etwa. Mit dem akustischen Teil sieht es so aus, daß es schon länger geplant war. Zu Viert konnten wir das früher aber nie einbauen, weil wir meistens an die Grundbesetzung gebunden waren.
England-Tour
ME: Im Oktober soll eine größere England-Tour laufen. Was versprecht Ihr Euch davon? Gibt es nicht gerade für EUCH besonders viel Konkurrenz drüben?
BRUNO: Versprechen tun wir uns ehrlich gesagt nicht besonders viel!
M.STEFFEN (Manager): Die Nachfrage drüben besteht jedoch mehr als je zuvor. Die Tournee war in kürzester Zeit unter Dach und Fach. Drüben herrscht immer noch ein Echo auf die erste LP von uns.
BRUNO: Gerade bei diesen Gigs bemerkten wir, daß das englische Publikum wesentlich sachverständiger reagiert als hier bei uns. Sie geben z.B. mehr Zwischen-Applaus nach einem Solopart. Heute ist das Publikum sowieso gespalten: In die, die Show-Effekte bevorzugen, und die anderen, die mehr oder weniger der Musik zuhören. Übrigens die Gage ist, wie bei den meisten deutschen Bands drüben, viel geringer als die, die wir hier bekommen. Auch ein Grund, daß wir uns nicht allzuviel versprechen von der Tour. Es ist eben hauptsächlich eine Promotion-Sache für die neue LP
M.STEFFEN: In England ist “Hoodoo Man” noch nicht erschienen. Sie kommt in der Tournee-Zeit auf den Markt. Wir sind gerade noch am überlegen, ob wir dabei eine Live-LP mitschneiden sollen!
Live-Album?
BRUNO: Es besteht auch der Wunsch für ein Doppel-Album mit einer Live- und einer Studio-Seite. Das hängt letzten Endes wieder von uns ab, ob wir genügend geeignetes Material zusammen kriegen. Nach dieser Monster-Tour ist das gar nicht so einfach, wir sind dann ziemlich ausgelaugt.
ME: Nun etwas anderes. Der Großteil Eurer Stücke ist doch arrangiert. Wird in Zukunft mehr Wert auf Improvisation gelegt?
BERND: Unserer Meinung nach ist es wichtig arrangierte Stücke zu haben. Natürlich bleiben für jeden freie Teile drin, aber es hängt auch sehr viel von der Gruppe selbst ab. Wenn sich die Leute untereinander nicht richtig verstehen, ist es klar, daß einem die Stücke mit der Zeit ein wenig auf den Wecker gehen. Im Moment sind wir ein echt-dufte Truppe, wir verstehen uns gut, immer herrscht eine gute Stimmung, also wird mehr improvisiert, mehr geübt, mehr gearbeitet und damit wächst ja auch der Umfang des Stückes. Es wird für uns interessanter und natürlich auch für´s Publikum.
ME: Euch gibt es doch nun schon eine ganze Zeit. Wie erklärt ihr es, daß Ihr erst in der letzten Zeit richtig populär geworden seid? Vorher standet Ihr längere Zeit immer nur in der Mitte der Erfolgsleiter.
BRUNO: Ein gewisser Erfolg war eigentlich schon immer da, da hast du Recht. Das war 1971 ungefähr und wir hatten damals einige gute Fernsehauftritte. Diese Popularität blieb an sich, bis auf die Zeit als wir den Ärger mit der alten Plattenfirma und mit dem alten Management hatten. Richtig los ging´s dann erst bei der Frühjahrstour dieses Jahres, die erste übrigens mit Octopus (ihr neues Management). Vielleicht hängt es auch damit zusammen, daß wir in dieser Zeit das erste Mal überhaupt eine Profi-Routine bekamen, was vorher wegen mangelnder Auftritte nie richtig geklappt hatte.
ME: Dann kann ich Euch nur noch für die kommende Tour viel Erfolg wünschen! © ME 1973
Konzertbericht Stadthalle Attendorn - Artikel lesen
Rock made in Germany - Artikel lesen
Birth Control begeisterte das Coburger Publikum im Kongreßhaus
C o b u r g - Endlich war es mal wieder soweit: Die Coburger Jugend hatte am Donnerstag abend die Gelegenheit, Pop-Musik live zu erleben. Die beiden deutschen Gruppen “Triumvirat” und “Birth Control” gastierten im Kongreßhaus. Obwohl es zum Monatsende zugeht, war der Saal gefüllt. Die sterile Atmosphäre des Kongreßhauses wurde endlich dadurch beseitigt, daß die Stühle herausgestellt wurden. Das sollte auch in Zukunft so gehalten werden, zumal die Gefahr einer Sachbeschädigung gemindert wird.
Der Veranstalter hatte ein solides Konzert versprochen - im heutigen Pop-Geschäft keine Selbstverständlichkeit - es lief alles einwandfrei über die Bühne. Man kann nur hoffen, daß es in Zukunft in Sachen Musikangebot in Coburg besser aussieht. Beim dankbaren Coburger Publikum sind 1000 Zuschauer immer gewährleistet, so daß man auch mal wieder englische Rhythm & Blues-Musiker vorstellen könnte. Am Donnerstag gab es aber deutsche Rockmusik zu hören. Oder das, was sich “Made in Germany” nennt.
Die Vorgruppe “Triumvirat” kann man nur als Emerson, Lake & Palmer-Verschnitt bezeichnen; dazu etwas deutsche Steifheit, gemixt mit etwas Rock, ergibt einen schweren, ein wenig hölzernen Sound. Nicht abendfüllend, aber fürs Vorprogramm geeignet. Der Organist ist zu beachten, zumindest konnte er einige Moog-Passagen wörtlich von Keith Emerson übernehmen.
Die Berline Gruppe “Birth Control” hielt zweifellos was sie versprochen hat. Man merkte genau: Da steckt viel Routine dahinter, gesammelt nicht nur auf Deutschlandtourneen, sondern auch auf der “Insel”, in London, dem Mekka der europäischen Rock- und Bluesmusik. Glänzendes Rückgrat der Gruppe ist Schlagzeuger Bernd Noske. Sicher einer der besten deutschen Poptrommler. Auf internationaler Ebene könnte er bald an Colosseum-Trommler Jon Hiseman anknüpfen. Höhepunkt war denn auch sein Schlagzeug-Solo.
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BIRTH CONTROL - Artikel lesen
Nach vierjahriger konstanter Besetzung vollzog sich im vergangenen Monat ein Wechsel bei BIRTH CONTROL, die in diesem Jahr ihr achtjähriges Jubiläum feiern. Bassist/Sänger Peter Föller verließ aus musikalischen Gründen die Gruppe. An seine Stelle tritt der Stuttgarter ex-Message Musiker Horst Stachelhaus, der als einer der besten und damit umworbensten Bassisten Deutschlands gilt. Mit ihm kam ebenfalls der Schlagzeuger von Message, Manfred von Bohr, ein Meister seines Instrumentes. Die beiden "Neuen" ergänzen den Kern der Ur- BIRTH CONTROLLEURE Bernd Noske und Bruno Frenzel, sowie den 1974 hinzugekommenen Zeus B. Held.
Bruno Frenzel : Gitarre, Gesang
Manfred v. Bohr : Schlagzeug, Percussion
Bernd Noske Gesang, Schlagzeug, Percussion
Horst Stachelhaus : Bass
Zeus B. Held : Tasteninstrumente, Saxophon, Gesang
BIRTH CONTROL, die vom englischen "New Musical Express" schon 1975 als "eine der führenden europäischen Bands" bezeichnet und von den amerikanischen Fachzeitschriften "Rolling Stone" und "Record World" mit großem Lob bedacht wurden, werden nun mit frischem Blut für ihr internationales Publikum eine neue LP mit dem Titel "Increase" (Brain 6o.o66) einspielen. Für die neunte LP, die im September 77 auf den Markt kommen wird, hat sich das Quintett eine Novität für deutsche Produktionen einfallen lassen:
Ab 1. Juli wird ein komplettes Studio mit allen technischen Raffinessen in dem BIRTH CONTROL Wohnsitz Pohlhausen im Bergischen Land aufgestellt. So haben die fünf Musiker zwei Monate Zeit, die neue LP ohne Stress und Hetze in häuslicher Atmosphare einzuspielen. Ende August wird dann das Resultat der Fachwelt vorgestellt. "Increase" (der Titel spielt u.a. auf den reibungslosen Wechsel und Zuwachs bei BC an) wird, wie die letzte LP "Backdoor Possibilities" (Brain 6o.o19) und die aktuelle Single "Fall Down / Laugh Or Cry" (3o.o36) co-produziert von dem englischen Star-Produzenten David Hitchcock, der u.a. schon Genesis, Caravan, Camel und Renaissance zu internationalen Größen geformt hat.
Nach fünfmonatiger Konzertpause, die zur Vorbereitung und Ausarbeitung der LP benötigt wird, geht es am 1. Oktober auf eine dreimonatige Europatournee, wobei im Tourneeplan der Oktober für Deutschland reserviert ist. Anschließend geht es in die Länder Österreich, Frankreich, Spanien, Belgien und Holland. Bei dieser umfangreichen Tournee wird sich die neue Besetzung das erste Mal live ihrem Publikum vorstellen. Das musikalische Konzept wird durch die nun formierte rhythmische Sektion (treibender, ideenreicher Bass und zwei Schlagzeuger der internationalen Spitzengarde) und durch die beiden überdurchschnittlichen Solisten an Gitarre und Tasteninstrumenten bestimmt.
Bernd Noske, singender Schlagzeuger, wird nun mehr entlastet und kann sich auf seine vocalistischen Fähigkeiten konzentrieren. Live wird er mehr als Frontmann agieren, wobei er natürlich auch weiterhin Schlagzeug spielen wird; sein sensationelles Schlagzeugsolo, einer der Höhepunkte jedes BC-Konzertes wird auch in Zukunft das Publikum mitreißen. Die Konzerte werden durch eine total neue Show mit einer fast 5o.ooo Watt starken Lichtanlage und vielen Effekten untermalt. So sind also bei einer der beständigsten urd erfolgreichsten deutschen Gruppe, bei BIRTH CONTROL, alle Zeichen auf "Jetzt geht die Post ab" gestellt!
© METRONOME Promotion Juni 1977
Promo-Sheet B. Koczy - Artikel lesen
1970 erschien das Debütalbum der Gruppe BIRTH CONTROL. Genau das Jahr des offiziellen zehnjährigen Bestehens dieser Formation ist nun mit zahlreichen Aktivitäten versehen, die die Spitzenposition von BC in der deutschen Rockszene verdeutlicht. Die Band hat im November '79 eine neue LP, betitelt "Count On Dracula" eingespielt, die nun am 28.01.1980 als erste Produktion bei der ARIOLA veröffentlicht wird. Dazu Bernd Noske, Singer und Songwriter, der zusammen mit dem Gitarristen Bruno Frenzel den Braintrust von BIRTH CONTROL bildet: "Wir knüpfen zwar wieder an unsere LP "Hoodoo Man" an, betrachten aber "Count On Dracula" als einen ganz neuen Anfang."
Nach Veröffentlichung dieser Langspielplatte wird die Gruppe im Februar in ganz Deutschland einige Rundfunkinterviews geben und dabei natürlich auch Musiktitel aus ihrer neuen LP vorstellen. Gleichzeitig wird auf das neue BIRTH CONTROL Produkt in zahlreichen Veröffentlichungen in den Jugend- und Musikzeitschriften aufmerksam gemacht. Am 25. und 26. Februar ist BIRTH CONTROL dann in München beim ZDF zu Gast, wo ein Auftritt für die Fernsehsendung "Rock-Pop" aufgezeichnet wird, der am 1.3.1980 pünktlich zum Tourneestart gesendet wird. Am gleichen Tag beginnt der erste Teil der Frühjahrstour mit einem Konzert in Kreuztal. Den ganzen Monat März über wird BC in deutschen Konzerthallen gastieren. Im April ist dann eine Tourneepause vorgesehen. Der zweite Teil der Frühjahrstournee sieht im Mai Konzerte von BIRTH CONTROL in der Schweiz, in Österreich und in Frankreich vor, bevor die Gruppe Ende Mai noch einige Gastspiele in Deutschland geben wird. Das letzte Konzert der Frühjahrstournee ist dann am 31.5.1980 in Hauenstein / Pfalz vorgesehen. Die Sommermonate sind für eine schöpferische Pause reserviert, bevor die Jubilargruppe im Herbst mit neuen Aktivitäten aufwarten wird.
BIRTH CONTROL Tourneen 1980 - Terminreservierungen für: 01. März - 30. März '80 ; 01. Mai - 31. Mai '80 ; 01. Oktober - 31. Oktober '80 Tour-Begleitmaßnahmen: Anzeigen in Musik- und Jugendzeitschriften, Poster, Sticker, Patches, T-Shirts, etc. Tourneemanager: Wolfgang Müller. Für sonstige Auskünfte, sowie für Anfragen bezüglich Terminen, Gage, etc. stehen wir Ihnen jederzeit telefonisch zur Verfügung.
Über eine Zusammenarbeit im BIRTH CONTROL Jubiläumsjahr würden wir uns freuen und Ihnen gleichzeitig eine einwandfreie organisatorische Abwicklung eines BC-Konzertes garantieren.
Promotion B.Koczy 1980
Ariola Eurodisc - Pressemitteilung I - Artikel lesen
"COUNT ON DRACULA" heißt BIRTH CONTROL's jüngste Langspielplatte, die elfte in ihrer zehnjährigen, wechselvollen Geschichte. "Count On Dracula", auf Dracula kannst Du zählen... Wer nun ob der düsteren Thematik dunkle Wolken über dem Lerchenhof in Pohlhausen, dem Noch-Domizil der Geburtenkontrolleure, aufziehen sieht, die Jungs nach Einbruch der Dämmerung bei okkulten Handlungen im tiefen Keller vermutet, verängstigt imaginären Fledermäusen auszuweichen und mißtrauisch bei Freund oder Freundin nach Bißwunden am Halse sucht, dem sei versichert: nichts von alledem trifft zu.
Idyllisch ist's im Bergischen Land. Felder, Wiesen und Wälder und im Lerchenhof regieren Instrumente, nicht Gegenstände aus dem Bereich der Zauberei und der Magie. Nur ein Groschenroman aus der Serie 'Vampire und andere Blutsauger' fristet ein einsames Dasein auf dem Fenstersims in Nossi's Arbeitszimmer und eine Flasche 'Dracola' steht zwischen allerlei anderen Obskuritäten auf einem Regal, das Sammlerleidenschaft verrät. Dracula, der Blutsauger, die Figur aus dem östlichen Volksglauben, hat sich auch nachhaltig in der westlichen Welt, in den Köpfen der Bürger fest eingenistet. Dracula und Vampirismus - Sinnbild für Ausbeutung, politische und institutionelle Blutsauger. Des deutschen Geist geht durch, er vermutet bei der Thematik vordergründig Politisches. "Count On Dracula", ein musikalisch-politisch Lehrstück auf zwei Seiten? Merke: denn siehe, der Zeigefinger schwebt immer über uns... Überlassen wir das der Agit-Propaganda.
Birth Control sind nicht 'Floh de Cologne'... Klar, Birth Control haben seit jeher einen sozialkritischen Touch. Schließlich war der Name anno 68 noch inhaltliches Programm und der Papst drunten im Vatikan Angriffsobjekt ihrer ironischen Kriteleien. Ironischen wohlgemerkt. Und dabei ist es geblieben, wobei die Zusammenarbeit mit dem Engländer Andrew Wakeford heute mehr denn je Situationskomik und Wortwitz in die Texte miteinbezieht.
Lesebeispiel: "I never really believed / what I heard about supernatural things / till I met a girl whose memory still clings. / Her face was white as virgin snow / and her eyes had a pale red glow / and she spoke in a voice so cold / she looked young but she sounded so old..." (Count On Dracula).
Der verdutzte Spaziergänger muß die Dame schließlich auf den Friedhof begleiten, um zu erfahren, daß diese dort auf den Grafen zu warten gedenkt, dem sie traut, der, der sie nie im Stich lassen wird. Dracula als 'Droge', wie die Menschheit viele 'Drogen' kennt. Die Kirche, schlimmer die Sekten, magische Zirkel, fanatische Vereinigungen jedweder Art - Flucht vor der Auseinandersetzung mit der Alltagsproblematik.
Das Statement Birth Control's ist: Realitätsflucht, nein danke! Schwarzmalerei zum Prinzip gemacht gilt nicht. Und wenn's hier unten schief geht, die Rettungsmannschaften stehen schon bereit für einen Evakuierungs-Ausflug in das weite Weltall - ("The Rescue"). Neben diesen beiden Kompositionen trägt noch "Witchhunters" kritische Züge, die Frage wird aufgeworfen, wer sind die Hexenjäger von heute und morgen... Bleiben noch zu erwähnen: "Sad Fan", die Geschichte eines traurigen Elvis-Fans, "Limelight", Gedanken eines Sängers im Rampenlicht über sein Publikum, und die Beziehungstexte "Pick On Me" und "Caterpillar". "Pick On Me" mit einem erregenden Percussionteil: "Gamma Ray" im aktuellen Gewande.
"Count On Dracula" ist mit Sicherheit nicht nur die Scheibe zum Jubiläumsjahr, "Count On Dracula" ist auch ein (erhoffter) neuer Anfang. Nach zehn Jahren des späten Experimentierens, haben sich die masterminds von Birth Control, Bernd 'Nossi' Noske (Gesang, Schlagzeug, Percussion) und Bruno Frenzel (Gitarre, Gesang) auf die alten Werte von Birth Control, die stark rhythmische Komponente ihrer frühen Phase ("Operation", "Hoodoo Man"), ihren stilvollen Losgeh-Rock besonnen, um diesen heute mit den in ihrer zehnjährigen Existenz gewonnenen, musikalischen Erfahrungen und Stileinflüssen zu verquicken.
Neben Nossi's vibratogeladener Röhre und Bruno's so typischen Gitarrenriffs, gehört auch das organische Zusammenspiel von Schlagzeuger Manfred von Bohr und Bassist Horst Stachelhaus zur akustischen Visitenkarte und Organist Wolfgang ,Fox' Horn bringt mit seinem traditionsreichen Hammondspiel eine weitere, stark rhythmische Komponente und sorgt mit gezielt eingesetzter Elektronik dort für Atmosphäre, wo sie inhaltlich erforderlich ist ("Count On...", "The Rescue"). Und wenn Bruno und Nossi sich hier und heute als masterminds verstanden wissen wollen, so heißt das, daß sie musikalisch und finanziell die Verantwortung für Birth Control wieder ganz auf ihre Schultern geladen haben. Denn merke: viele Köche verderben den Brei.
Daß zwischenzeitlich das Süppchen Birth Control mal auf Sparflamme kochte, lag nicht daran, daß Ideen, gar die Kräfte der Musiker ausgegangen waren. Eine Phase der Besinnung war notwendig geworden, um das falsch interpretierte Demokratieverständnis, die alte Hippie-Ideologie sozusagen, endgültig auszumerzen, und Birth Control auf die gesunden Füße einer dem Zeitgeist entsprechenden musikalischen Kleinunternehmung zu stellen. "Es war einfach zu chaotisch geworden, alle Mitglieder komponierten, texteten, konzipierten auf Kosten einer klaren Linie und das war dann auch deutlich am Plattenverkauf abzulesen", erinnert sich Bruno. Verkaufte "Hoodoo Man" (V.: 1973) insgesamt 100.000 Stück, so mußte man sich plötzlich mit weniger als einem Zehntel bescheiden, schrieben sich früher die Journalisten die Finger wund, spielten die Sender die LP's zuhauf, so herrschte im Medienwald plötzlich Funkstille. "Manch einer glaubte, uns gäbe es gar nicht mehr", sagt Nossi. Und trotz aller Schwierigkeiten im letzten Jahrzehnt, von einem Blick zurück im Zorn möchte bei Birth Control keiner reden.
Die Geschichte von Birth Control geht bis 1968 zurück. Allerorten Studentenunruhen, Rebellion und Protest. Alltag der späten Sixties und Birth Control mittendrin mit einem Gruppennamen, der provozierte: BC's Protest gegen die Pillen-Enzyklika Humanae Vitae des Papst Paul VI. Damals funktionierte bei Birth Control bereits, was Jahre später auch im Rockbereich als Marketingkonzept Einzug halten sollte. Ohne sich darüber in allzu große Strategiepläne zu verstricken, hatte die Gruppe wie selbstverständlich ihr Image weg - Plattencover, Songtexte, Graphiken, Poster - alles paßte zusammen. Der Anzug saß wie angegossen. Pioniergeist a la 69, den es heute nicht mehr gibt.
Während "Hoodoo Man" fast im Stillen höchste Umsatzzahlen erreichte, war die Gruppe selbst indessen nicht so überzeugt von ihrer Hardrock-Variante. Man hatte sich von aufgezeigten Strömungen irritieren lassen, hinzu kamen firmeninterne Bestrebungen, die Band unbedingt poppiger klingen lassen zu wollen. "Rebirth", in dieser Phase der Desorientierung aufgenommen, verkaufte sich dann auch promt schlecht bis sehr schlecht, die Live-LP brachte dann nochmals Umsatz und Birth Control's Verunsicherung gipfelte schlußendlich in der Überlegung: "Hoodoo Man" war es nicht, "Rebirth" erst recht nicht, also machen wir - ohne Rücksicht auf Verluste und Verkäuflichkeit endlich das, was wir wirklich machen wollen!
"Plastic People" und "Backdoor Posibilities" entstanden, Minderheitenmusik für den kopflastigen Hörer, verrückte Melodik und Rhythmik. Zwischenzeitlich hatte man auch die vereinzelt eingetroffenen Abrechnungen auf dem Tische und konnte addieren. "Das sind ja 100.000 verkaufte LP's", wunderte sich die Gruppe. Und so langsam kamen die Zweifel, ob man nicht einem fatalen Trugschluß unterlegen war, als man allzu voreilig die Richtung mehrfach änderte. "Increase" war dann auch ein erster Schritt zurück zur leichteren Verständlichkeit, "Titanic" der Beginn der neuen Phase.
Leidtragender der neuerlichen Entwicklung innerhalb des Kompositionsgefüges von Birth Control war Keyboarder und Elektronikfreak Bernd 'Zeus' Held, der es vorzog, eigene Wege zu gehen, statt sich einem Hauskomponistengespann Frenzel / Noske unterordnen zu wollen, zugunsten einer einheitlichen Note, einer durchgehenden Stimmung. "Weder treu-deusch, noch anglo-amerikanisches Plagiat" formuliert Bruno einen für Deutschland nicht allzu neuen, aber bislang von den Wenigsten erfüllten Anspruch. Und Birth Controls Energien reichen selbst noch für die Formulierung solch zeit- und kraftraubender Wünsche wie die Suche nach einer eigenen musikalischen Ausdrucksform aus...
Eine Information der Presseabteilung International der ARIOLA-Eurodisc GmbH zur "Count On Dracula" LP 1980
Ariola Eurodisc - Pressemitteilung II - Artikel lesen
"Count On Dracula", die im Februar 1980 veröffentlichte erste BC Langspielplatte bei der Ariola dokumentierte die Rückkehr zum Klassik-Rock. "Witchhunters" und "The Rescue" sind Beispiele dafür. Im März '80 ging BIRTH CONTROL wieder auf Tournee. Die Resonanz beim Publikum war hervorragend - viele ausverkaufte Säle, überall Zugaben. Die Band war live wieder gefragt! Ein Blinddarm sorgte Ende April '80 für helle Aufregung und personelle Umbesetzungen, die niemand voraussah: Manni von Bohr, der das Schlagzeug bediente, wurde mit einer akuten Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Die anstehende Mai-Tournee drohte zu platzen.
Bernd Noske, der Mitte der 70er als bester deutscher Schlagzeuger galt und in den letzten Jahren "nur die Stimme" von BIRTH CONTROL war entschloß sich, neben dem Lead-Gesang nun wieder hinter der "Schießbude" Platz zu nehmen. Der große Erfolg gab ihm Recht, denn von nun an war Nossis Schlagzeugsolo wieder der absolute Hammer bei jedem Live-Konzert und die Attraktion, auf die das Publikum wartete und über die es sprach.
Auch Horst Stachelhaus verließ BIRTH CONTROL nach der Frühjahres-Tournee 1980. Im September '80 wurde in Jürgen Goldschmidt ein neuer Bassist gefunden, der die fetzende Rhythmusarbeit übernahm. Die Aufnahmen für die LP "Deal Done At Night" entstanden im Herbst 1980 in folgender Besetzung: Bernd "Nossi" Noske - Gesang, Schlagzeug, Percussion; Bruno Frenzel - Gitarre, Gesang; Wolfgang "Fox" Horn - Tasteninstrumente, Gesang; Jürgen Goldschmidt - Bass, Gesang.
Bei der Auswahl der einzelnen Titel wurde ein Phänomen geboren: die Stücke der aktuellen LP waren bereits im September / Oktober bei Live-Konzerten getestet worden und hatten beim Publikum entsprechende Resonanz ausgelöst. Losgeh-Rock der Güteklasse, spritzig und fetzig, noch nie dagewesener Chorgesang kennzeichneten "Burn't Gas", "He's In The Right", "Don't Call Me Up" oder "Deal Done At Night", um nur einen Teil der Titel zu nennen, die die aktuelle LP beinhaltet. Und damit es bei Live Gigs noch besser rüberkommt, wurde zum Jahresende Stefan Linke als zweiter Gitarrist engagiert.
Auszug aus einer Information der Presseabteilung der ARIOLA
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Aus der langen Liste der Erfolge in der Karriere der Gruppe Birth Control ist leicht zu ersehen, warum die bereits im Jahre 1968 in Berlin gegründete Gruppe trotz der rasanten Entwicklung in der Rock-Musik auch heute noch von sich reden macht.
Also da waren u.a.: eine ausgiebige Nah-Ost-Tournee, Auftritt im legendären Beat-Club, mehrere Europa-Tourneen, erste deutsche Band die in den englischen Rock-Hochburgen "Marquee Club", "Lyceum" und "Speak Easy" gastierte, Konzert in Cannes auf der MIDEM vor 12.000 Fachleuten aus aller Welt, mehrere Jahre auf dem 2. + 3. Platz der beliebtesten deutschen Band, erste Plätze der Musiker in der Sparte "Instrumente", 100.000 verkaufte Exemplare der LP "Hoodoo Man" mit dem Erfolgsstitel "Gamma Ray", Deutschlands Live-Gruppe Nr.1, Konzert während einer Tournee im Pariser "Palais des Sports" vor 9.000 Zuschauern, mehrere Monate Spanientournee (allein in San Sebastian 22.000 Zuschauer), zahlreiche Filme und Musikaufzeichnungen im In- und Ausland, Zusammenarbeit mit dem Starproduzenten David Hitchcock, der bereits Gruppen wie Genesis, Camel und Caravan produzierte, zahlreiche Deutschlandtourneen, Produktion von insgesamt 12 LP's in 13 Jahren.
Von der englischen Rock-Zeitung "New Musical Express" wurde Birth Control als eine der führenden europäischen Bands bezeichnet. Vom alten Stamm sind inzwischen nur noch die "Macher" Bruno Frenzel und Bernd Noske übrig geblieben. Neu hinzu kamen Jürgen Goldschmidt (bass/vocals), Stefan Linke (guitar/vocasl) und Uli Klein (keyboard/vocals). Diese neue Erfrischung und Bereicherung der Formation gibt Birth Control die Möglichkeit, die ausgefeilten und mit Power geladenen Kompositionen des Gespannes Frenzel/Noske in die Realität umzusetzen. Das zeigt sich nicht nur live, wo es Birth Control nach 13 Jahren Bühnenerfahrung immer noch versteht, sein Publikum zum Kochen zu bringen, sondern auch auf der im Herbst dieses Jahres zu erwartenden neuen LP - der 13ten! -, die in einem der besten Studios Deutschlands (Dieter Dierks) und mit einem der besten Tontechniker (Jürgen Krämer), der u.a. auch für den Sound der LP's von Rory Gallagher verantwortlich ist, produziert wurde. Diese neue Produktion wurde von der Band im Studio live eingespielt, was den Musikern mehr als das übliche Maß an Engagement und Erfahrung abverlangte.
Promotion der Firma INTERMUSIK zur LP "BÄNG"
Birth Control: Der Chef ist tot - Artikel lesen
Rock-Star starb 39jährig in Siegburger Krankenhaus
S i e g b u r g - Mit seiner Band "Birth Control" schrieb er deutsche Rockgeschichte. Noch vor wenigen Tagen stand er in Hamburg auf der Bühne - jetzt starb Bruno Frenzel. In der Nacht zum Donnerstag klagte der 39jährige gegenüber Band-Mitglied Bernd Noske über Herzbeschwerden. Er wurde sofort in die Intensiv-Station des Siegburger Krankenhauses eingeliefert. Um halb vier morgens starb er. Die Todesursache steht noch nicht fest. Den Rhein-Sieg-Kreis hatte der Berliner als zweite Heimat betrachtet. 1969 gründete Frenzel das Rock-Quartett "Birth Control". Schon die erste LP "Hoodoo Man" war ein Hit - sogar in den USA. 20 weitere folgten. Englands Top-Magazin "Melody Maker" verglich die Gruppe mit "Deep Purple" und "Led Zeppelin". Noske: "Bruno wird uns als Organisator, Arrangeur, Komponist, Texter - vor allem aber als Mensch fehlen." Siegburger Zeitung 1983