Auch im März 1975 wurde die Band auf einer Deutschlandtournee "mit ihrem harten und lauten Heavy-Rock begeistert gefeiert" (BRAVO). Im Sommer 1975 tourte das Quartett zwei Monate lang (30 Gigs!) äußerst erfolgreich in Spanien. Die große Beachtung der Band dort (allein in San Sebastian 22.000 Zuschauer) veranlaßte die CBS, eine weitere Single-Auskopplung der LP "Hoodoo Man" auf den Markt zu bringen. "Gamma Ray Part 1+2" erschien zuerst in Spanien. Das Cover zeigte die 75er Bandbesetzung live on stage, während die deutsche Version im Look der "Plastic People" LP veröffentlicht wurde. Eine 3. Version der Single erschien in Portugal.
Auf der Herbst-Deutschlandtournee stellten sie ihr neues Album "Plastic People" vor, auf dem sie den Weg von bekannten Heavy Rock-Riffs zu anspruchsvolleren (und komplizierteren) Klangcollagen suchten, sich aber in verschiedenen Leitfäden verhedderten. Klassiker dieses Albums wurde der Titel "Trial Trip", der in der heutigen Version mit Peter Engelhardt an der Gitarre zu den Höhepunkten jedes Konzertes zählt.
Als Support von Blue Öyster Cult traten sie im November 1975 in vier englischen Städten auf. Die Leser des deutschen Branchenblattes MUSIKMARKT wählten Birth Control hinter Silver Convention und Kraftwerk zur drittbesten deutschen Gruppe.
Im September 1975 besucht eine Clique von 23 Jugendlichen Birth Control in deren Pohlhausener Domizil. Organisiert wurde diese Aktion vom Jugendmagazin "POP". Die Clique überreichte der Band den 'Silbernen POP-Hammer' für die zweitbeste Band des Jahres. BC bedankte sich dafür mit einem Free-Concert im Übungskeller ihres Hauses. (Anmerkung des Webmasters: Ich wüsste zugern, wer dabei war ...)
Mit dem Album Plastic People endete die Zusammenarbeit mit der CBS. BC wechselten zurück zu Metronome und schlossen einen Vertrag über 4 LP's auf dem (green) BRAIN Label.
Auf der Herbsttournee 1976 präsentierte Birth Control den verstörten Fans eine völlig neue Rockkonzeption, die sich auf dem Album "Backdoor Possibilities" manifestierte. Im Kompliziertrock und mit gelegentlichen Jazz- und Klassik-Tendenzen erzählen sie die kaum verständliche Geschichte des "typischen Klischeeangestellten, der nichts im Kopf hat, und der sein ganzes Leben nach gewissen Ordnungen und Regeln konzipiert, bis er eines Tages auf ziemlich abstrakte Weise mit dem Tod konfrontiert wird" (Held). "Mit dieser Produktion“ so der ROLLING STONE, "bleiben sie hinter ihren Fähigkeiten zurück und beschränken sich auf Imitationen ihrer Vorbilder Genesis, King Crimson und Yes". Hier machten sich deutlich die Einflüsse der ständig wechselnden Musiker bemerkbar. Obwohl "Backdoor Possibilities" das wohl komplizierteste und aufwendigste Werk der Band war, fand der Stil bei den Fans kaum Anklang und die Zuschauerzahlen nahmen ab.
Die Frühjahrestour endete dann auch vorfristig, als Nossi in Wettingen (CH) von der Bühne stürzte und mit dem rechten Arm in eine zerbrochene Bierflasche fiel.
Anfang 1977 erschien die 9. Single "Fall Down / Love Or Cry" mit zwei Titeln, die wieder mal auf keiner LP zu hören waren. Diese Single wurde im Delta-acustic Studio in 3-D-Stereo aufgenommen und sollte den Export des Albums Backdoor Possibilities ankurbeln (siehe auch Foto unten im Kasten). Die 1997 bei Repertoire Records veröffentlichte CD "Backdoor Possibilities" enthält diese Titel als Bonustracks.
Nach vierjahriger konstanter Besetzung vollzog sich wieder ein Wechsel bei BIRTH CONTROL: Bassist/Sänger Peter Föller verließ aus musikalischen Gründen die Band. An seine Stelle trat der Stuttgarter ex-Message Musiker Horst Stachelhaus, der als einer der besten und damit umworbensten Bassisten Deutschlands gilt. Im Mai kam dann noch der Schlagzeuger von Message, Manfred von Bohr, ein Meister seines Instrumentes. Damit begann auch für Nossi ein neues Kapitel: Frontsänger! Aber ganz ohne Trommeln kam er nicht aus. Jetzt gab es immer jede Menge Percussion auf der Bühne.
Bereits bei den letzten fünf Konzerten der Frühjahrstournee 1977 stand Horst Stachelhaus mit auf der Bühne.
Das Stück "Meta Ventilator" wurde nur bei den letzten drei Gigs dieser Tour live gespielt, nie veröffentlicht und am 1.5. in der Stadthalle Korbach von der Band selbst auf Audiotape mitgeschnitten. Originale Ansage von Nossi: "wir spielen jetzt ein ganz neues Stück. Gestern ging's noch in die Hose, vielleicht habt ihr heute mehr Glück"!
Ecki's Erinnerungen:
am 28.02.1998 in Sendenhorst hat Horst Stachelhaus
mir dieses Tape in die Hand gedrückt. Ich habe es so gut es ging restauriert. Das war meine allererste Audiobearbeitung! Nachdem Jörg Becker die Aufnahmen von Bad Zwischenahn und Nettetal (1983) zur Verfügung gestellt hatte, war die Idee für einen Live-Sampler geboren. 2000 habe ich dann die CD "Live Abortion - rare and unreleased tapes fom the past" als Fan-Club Edition herausgebracht. Meta Ventilator fand bei den Fans höchste Beachtung!
Das Album "Increase", das die Band auf ihre spärlich besuchte Herbst-Deutschlandtournee mitnahm, erinnert sehr stark an den LP-Vorläufer, ist aber rhythmischer und geschlossener als "Backdoor Possibilties". Allerdings fehlte auch hier die klassischen Rock-Elemente, die Birth Control so bekannt und beliebt gemacht hatten. Am vorletzten Abend der Increase-Tournee verünglückte der Wagen der Roadies in der Nähe von Lüneburg. Für die Musiker Anlaß, die eigene Situation zu überdenken und sich nach acht Jahren ununterbrochenen Reisens eine 12-monatige Konzertpause zu gönnen.
... gab Birth Control nur ein einziges Konzert beim Brain-Festival in Essen.
Bernd Noske nutzte diese Auszeit, um an einem Solo-Projekt zu arbeiten. Er zog sich für fast ein Jahr ins Studio zurück und nahm das Album "Come Out At Night" auf. Die von ihm getexteten und komponierten Titel schildern seine Eindrücke und Erlebnisse auf der 75er Spanien-Tournee. Am Bass wird Nossi dabei von Bruno Frenzel unterstützt - alle anderen Instrumente spielt er selbst!
Dieses fantastische Album fand seinerzeit keinen Abnehmer. Zum Einen lief 1979 der Plattenvertrag bei Metronome aus, zum Anderen passte - so die Meinung der Plattenfirma - dieses im spanischen Stil angelegte Album nicht in den kommerziellen Trend. Es verschwand in der Schublade und eine zweite Produktion, an der Nossi bereits arbeitete, wurde abgebrochen. 20 Jahre später hat Nossi mir das DAT-Band in die Hand gedrückt, mit den Worten: "Hör dir dat mal an!" - und der Wallbreaker hat gehandelt ;-)
Ecki's Erinnerungen:
da kriege ich 1998 ein Band in die Hand, denke Birth Control - unveröffentlicht - und dann höre ich plötzlich spanische Mucke - aber völlig genial! Ich rufe also den Nossi an: "He, das Ding muss unter's Volk"! Antwort: "Ja, dann mach mal - muss aber noch gemastert werden. Da waren so Übergänge zwischen den Songs - Wind- und Wasserräusche - die sind auf dem Tape nicht zu hören. Unterhalte dich mal mit dem Techniker". Ich habe den Techniker angerufen. Der erzählte irgendwas von "kein Problem" und "Emphasis" (was immer das bedeutet)! Ich habe natürlich nur Bahnhof verstanden, aber immer JA gesagt! Dann wurde am PC unter Köpfhörern geschraubt, an allen Reglern gedreht und alle Filter probiert. Irgendwann waren die Windgeräusche wieder zu hören. Yeah, geschafft! Man(n) wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben.
Das im Sommer produzierte Album "Titanic", dokumentiert die Rückkehr zu "klassischen" Rockrhythmen der frühen siebziger Jahre mit "Good Time Heavies, für Kopfschüttler und Kniewackler" (NEW MUSICAL EXPRESS). Danach setzte sich Keyboarder Zeus B. Held ab. Er arbeitet seitdem erfolgreich als Produzent.
Mit dem neuen Keyboarder Wolfgang "Vox" Horn stellte sich Birth Control am 24.3.79 dem Fernsehpublikum in der Sendung "Sparring" vor. Während der Mai-Tournee wurde ein Konzert in der Weseler Niederrheinhalle (19.5.79) mitgeschnitten (um den Deal mit der Plattenfirma zu erfüllen) und als LP-Dokumentation "Live '79" aufbereitet. Hierbei zeigt sich (wie schon bei der 1974er Live-LP) daß die Gruppe durch Spielfreude, Vitalität und Ausstrahlung erst auf der Bühne zu ihrer wahren Stärke fand.
Der Oktober 1979 wird bei Birth Control als neuer Anfang gesehen. Ein Plattenvertrag mit Ariola und ein neuer Musikverleger (bereits seit Juli 1978 Zorro Music Köln) bilden dazu den Grundstein. Außerdem besannen sich die beiden Masterminds - Nossi und Bruno - auf die alten Werte der Band, sprich auf die stark rhythmischen Komponenten ihres "Losgeh-Rock". Auf "Count On Dracula", Ende 1979 eingespielt und im Februar 1980 veröffentlicht, fand man erste Ansätze dieser Einsicht. Es fetzte wieder!
Im November 1979 übernahm die Firma B. Koczy Promotion die Tourneeleitung von Birth Control.
1970 erschien das Debütalbum der Gruppe BIRTH CONTROL. Genau das Jahr des offiziellen zehnjährigen Bestehens dieser Formation ist nun mit zahlreichen Aktivitäten versehen, die die Spitzenposition von BC in der deutschen Rockszene verdeutlicht. Die Band hat im November 1979 eine neue LP, betitelt "Count On Dracula" eingespielt, die nun am 28.01.1980 als erste Produktion bei der ARIOLA veröffentlicht wird. Dazu Bernd Noske, Singer und Songwriter, der zusammen mit dem Gitarristen Bruno Frenzel den Braintrust von BIRTH CONTROL bildet: "Wir knüpfen zwar wieder an unsere LP "Hoodoo Man" an, betrachten aber "Count On Dracula" als einen ganz neuen Anfang."
Nach zehn Jahren des späten Experimentierens, haben sich die masterminds von Birth Control, Bernd 'Nossi' Noske und Bruno Frenzel auf die alten Werte von Birth Control, die stark rhythmische Komponente ihrer frühen Phase ("Operation", "Hoodoo Man"), ihren stilvollen Losgeh-Rock besonnen, um diesen heute mit den in ihrer zehnjährigen Existenz gewonnenen, musikalischen Erfahrungen und Stileinflüssen zu verquicken. Und wenn Bruno und Nossi sich hier und heute als masterminds verstanden wissen wollen, so heißt das, dass sie musikalisch und finanziell die Verantwortung für Birth Control wieder ganz auf ihre Schultern geladen haben. Denn merke: viele Köche verderben den Brei.
Dass zwischenzeitlich das Süppchen Birth Control mal auf Sparflamme kochte, lag nicht daran, daß Ideen, gar die Kräfte der Musiker ausgegangen waren. Eine Phase der Besinnung war notwendig geworden, um das falsch interpretierte Demokratieverständnis, die alte Hippie-Ideologie sozusagen, endgültig auszumerzen, und Birth Control auf die gesunden Füße einer dem Zeitgeist entsprechenden musikalischen Kleinunternehmung zu stellen. "Es war einfach zu chaotisch geworden, alle Mitglieder komponierten, texteten, konzipierten auf Kosten einer klaren Linie und das war dann auch deutlich am Plattenverkauf abzulesen", erinnert sich Bruno. Verkaufte "Hoodoo Man" insgesamt 100.000 Stück, so mußte man sich plötzlich mit weniger als einem Zehntel bescheiden, schrieben sich früher die Journalisten die Finger wund, spielten die Sender die LP's zuhauf, so herrschte im Medienwald plötzlich Funkstille. "Manch einer glaubte, uns gäbe es gar nicht mehr", sagt Nossi. Und trotz aller Schwierigkeiten im letzten Jahrzehnt, von einem Blick zurück im Zorn möchte bei Birth Control keiner reden.
Die Geschichte von Birth Control geht bis 1968 zurück. Allerorten Studentenunruhen, Rebellion und Protest. Alltag der späten Sixties und Birth Control mittendrin mit einem Gruppennamen, der provozierte: BC's Protest gegen die Pillen-Enzyklika Humanae Vitae des Papst Paul VI. Damals funktionierte bei Birth Control bereits, was Jahre später auch im Rockbereich als Marketingkonzept Einzug halten sollte. Ohne sich darüber in allzu große Strategiepläne zu verstricken, hatte die Gruppe wie selbstverständlich ihr Image weg - Plattencover, Songtexte, Graphiken, Poster - alles paßte zusammen. Der Anzug saß wie angegossen. Pioniergeist a la 69, den es heute nicht mehr gibt.
Während "Hoodoo Man" fast im Stillen höchste Umsatzzahlen erreichte, war die Gruppe selbst indessen nicht so überzeugt von ihrer Hardrock-Variante. Man hatte sich von aufgezeigten Strömungen irritieren lassen, hinzu kamen firmeninterne Bestrebungen, die Band unbedingt poppiger klingen lassen zu wollen. "Rebirth", in dieser Phase der Desorientierung aufgenommen, verkaufte sich dann auch promt schlecht bis sehr schlecht, die Live-LP brachte dann nochmals Umsatz und Birth Control's Verunsicherung gipfelte schlussendlich in der Überlegung: "Hoodoo Man" war es nicht, "Rebirth" erst recht nicht, also machen wir - ohne Rücksicht auf Verluste und Verkäuflichkeit endlich das, was wir wirklich machen wollen!
"Plastic People" und "Backdoor Posibilities" entstanden, Minderheitenmusik für den kopflastigen Hörer, verrückte Melodik und Rhythmik. Zwischenzeitlich hatte man auch die vereinzelt eingetroffenen Abrechnungen der "Hoodoo Man" auf dem Tische und konnte addieren. "Das sind ja 100.000 verkaufte LP's", wunderte sich die Gruppe. Und so langsam kamen die Zweifel, ob man nicht einem fatalen Trugschluß unterlegen war, als man allzu voreilig die Richtung mehrfach änderte. "Increase" war dann auch ein erster Schritt zurück zur leichteren Verständlichkeit, "Titanic" der Beginn der neuen Phase.
Leidtragender der neuerlichen Entwicklung innerhalb des Kompositionsgefüges von Birth Control war Keyboarder und Elektronikfreak Bernd 'Zeus' Held, der es vorzog, eigene Wege zu gehen, statt sich einem Hauskomponistengespann Frenzel / Noske unterordnen zu wollen, zugunsten einer einheitlichen Note, einer durchgehenden Stimmung. "Weder treu-deusch, noch anglo-amerikanisches Plagiat" formuliert Bruno einen für Deutschland nicht allzu neuen, aber bislang von den Wenigsten erfüllten Anspruch. Und Birth Controls Energien reichen selbst noch für die Formulierung solch zeit- und kraftraubender Wünsche wie die Suche nach einer eigenen musikalischen Ausdrucksform aus. (Quelle: Ariola) Treffender kann man es nicht formulieren!
"Count On Dracula", die im Februar 1980 veröffentlichte erste BC Langspielplatte bei der Ariola, dokumentierte die Rückkehr zum Klassik-Rock. "Witchhunters" und "The Rescue" sind Beispiele dafür. Im März 1980 ging BIRTH CONTROL wieder auf Tournee. Die Resonanz beim Publikum war hervorragend - viele ausverkaufte Säle, überall Zugaben. Die Band war live wieder gefragt! Ein Blinddarm sorgte Ende April 1980 für helle Aufregung und personelle Umbesetzungen, die niemand voraussah: Manni von Bohr, der das Schlagzeug bediente, wurde mit einer akuten Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Die anstehende Mai-Tournee drohte zu platzen. Bernd Noske, der Mitte der 70er als bester deutscher Schlagzeuger galt und in den letzten Jahren "nur die Stimme" von BIRTH CONTROL war entschloß sich, neben dem Lead-Gesang nun wieder hinter der Schiessbude Platz zu nehmen. Der große Erfolg gab ihm Recht, denn von nun an war Nossis Schlagzeugsolo wieder das absolute Highlight bei jedem Live-Konzert und die Attraktion, auf die das Publikum wartete und über die es sprach.
Auch Horst Stachelhaus verließ Birth Control nach der Frühjahrs-Tournee 1980. Im September 1980 wurde in Jürgen Goldschmidt ein neuer Bassist gefunden, der die fetzende Rhythmusarbeit übernahm. Die Aufnahmen für die LP "Deal Done At Night" entstanden im Herbst 1980 in folgender Besetzung: Bernd "Nossi" Noske - Gesang, Schlagzeug, Percussion; Bruno Frenzel - Gitarre, Gesang; Wolfgang "Vox" Horn - Tasteninstrumente, Gesang; Jürgen Goldschmidt - Bass, Gesang.
Bei der Auswahl der einzelnen Titel wurde ein Phänomen geboren: die Stücke der aktuellen LP waren bereits im September/Oktober 1980 bei Live-Konzerten getestet worden und hatten beim Publikum entsprechende Resonanz ausgelöst. Losgeh-Rock der Güteklasse, spritzig und fetzig, noch nie da gewesener Chorgesang kennzeichneten "Burn't Gas", "He's In The Right", "Don't Call Me Up" oder "Deal Done At Night", um nur einen Teil der Titel zu nennen, die die aktuelle LP beinhaltet. Und damit es bei Live Gigs noch besser rüberkommt, wurde zum Jahresende Stefan Linke als zweiter Gitarrist engagiert.
Auszug aus einer Information der Presseabteilung der ARIOLA
Im Frühjahr 1981 ging es in 5er Besetzung und der neuen LP "Deal Done At Night" im Gepäck auf Tournee. Danach wechselte einmal mehr das Management: intermusic Harald Meurer übernahm rechtzeitig zur LP Bäng.
Aus der langen Liste der Erfolge in der Karriere der Gruppe Birth Control ist leicht zu ersehen, warum die bereits im Jahre 1968 in Berlin gegründete Gruppe trotz der rasanten Entwicklung in der Rock-Musik auch heute noch von sich reden macht. Also da waren u.a.: eine ausgiebige Nah-Ost-Tournee, Auftritt im legendären Beat-Club, mehrere Europa-Tourneen, erste deutsche Band die in den englischen Rock-Hochburgen "Marquee Club", "Lyceum" und "Speak Easy" gastierte, Konzert in Cannes auf der MIDEM vor 12.000 Fachleuten aus aller Welt, mehrere Jahre auf dem 2. + 3. Platz der beliebtesten deutschen Band, erste Plätze der Musiker in der Sparte "Instrumente", 100.000 verkaufte Exemplare der LP "Hoodoo Man" mit dem Erfolgsstitel "Gamma Ray", Deutschlands Live-Gruppe Nr.1, Konzert während einer Tournee im Pariser "Palais des Sports" vor 9.000 Zuschauern, mehrere Monate Spanientournee (allein in San Sebastian 22.000 Zuschauer), zahlreiche Filme und Musikaufzeichnungen im In- und Ausland, Zusammenarbeit mit dem Starproduzenten David Hitchcock, der bereits Gruppen wie Genesis, Camel und Caravan produzierte, zahlreiche Deutschlandtourneen, Produktion von insgesamt 12 LP's in 13 Jahren.
Von der englischen Rock-Zeitung "New Musical Express" wurde Birth Control als eine der führenden europäischen Bands bezeichnet. Vom alten Stamm sind inzwischen nur noch die "Macher" Bruno Frenzel und Bernd Noske übrig geblieben. Neu hinzu kamen Jürgen Goldschmidt (bass/vocals), Stefan Linke (guitar/vocals) und Uli Klein (keyboard/vocals). Diese neue Erfrischung und Bereicherung der Formation gibt Birth Control die Möglichkeit, die ausgefeilten und mit Power geladenen Kompositionen des Gespannes Frenzel/Noske in die Realität umzusetzen. Das zeigt sich nicht nur live, wo es Birth Control nach 13 Jahren Bühnenerfahrung immer noch versteht, sein Publikum zum Kochen zu bringen, sondern auch auf der im Herbst dieses Jahres zu erwartenden neuen LP - der 13ten! - die in einem der besten Studios Deutschlands (Dieter Dierks) und mit einem der besten Tontechniker (Jürgen Krämer), der u.a. auch für den Sound der LP's von Rory Gallagher verantwortlich ist, produziert wurde. Diese neue Produktion wurde von der Band im Studio live eingespielt, was den Musikern mehr als das übliche Maß an Engagement und Erfahrung abverlangte.
Promotion der Firma INTERMUSIK zur LP "BÄNG"
Das Quintett Bernd Noske (Gesang, Schlagzeug), Bruno Frenzel (Gitarre, Gesang), Ulrich Klein (Keyboards), Jürgen Goldschmidt (Bass) und Stefan Linke (Gitarre) nahm im Frühsommer 1982 die Langspielplatte "BÄNG" auf. Wohl keiner der Beteiligten ahnte damals, dass es das vorläufig letzte Werk der legendären Formation sein würde. Die Band hatte nach Jahren progressiver Vorlieben, die sich insbesondere auf "Backdoor Possibilities" und "Increase" auswirkten, mittlerweile ihr Faible für transparente Rockmusik wiederentdeckt. Die Rückkehr zu griffigeren, direkteren Arrangements hatte allerdings keinerlei kommerzielle Ursachen.
Birth Control waren ihren eigenen Vorlieben stets treu geblieben, hatten ihr Fähnchen niemals in den Wind gehängt und taten dieses auch angesichts der hereinbrechenden 'Neuen Deutschen Welle' nicht. Typisch für Hauptkomponist Frenzel besitzen zahlreiche Texte dieses Albums dennoch anspruchsvolle, streckenweise gar apokalyptische Themen, die unüberhörbar die düsteren Visionen des Gitarristen präsentieren. Besonders sehenswert ist zudem nicht nur das frech-ironische Frontcover des Albums mit der Atombombenexplosion unter dem Rock von Marylin Monroe, sondern auch die Rückseite des Artworks, der die überwiegend vorherrschende Endzeitstimmung der Frenzel-Texte auch visuell untermalt.
In einer Zeit, da die Neue Deutsche Welle und der angelsächsische Techno-Pop den Ton angaben, wurde das traditionell ausgerichtete Rock-Werk von Birth Control nicht mehr zur Kenntnis genommen und stand in Deutschland nur kurze Zeit in den Plattenläden...! Für die Fans jedoch ist und bleibt "BÄNG" eine Offenbarung!
Nach der LP "Bäng" wechselte die Band noch einmal aus: Für Ulrich Klein wurde Jörg Becker engagiert.
Am 17. September 1983 zeichnete das holländische Fernsehen ein Birth Control-Konzert in Nettetal-Lobberich auf. Einen Tag später stand der bereits todkranke Bruno Frenzel letztmalig in Buchholz (nahe Hamburg) auf der Bühne. Er starb am 21.9.1983. Mit ihm verlor die deutsche Rockszene nicht nur einen ihrer innovativsten Musiker, sondern auch einen ungemein sympathischen Mitmenschen. Die Aufnahmen vom holländischen TV haben wir leider bis heute nicht im Archiv, aber ihr könnt Bruno hier trotzdem noch einmal live erleben: Parkhalle Iserlohn - 26. März 1983 - aufgenommen von Dieter "Quark" Hoffstadt !
Nossi's Erinnerungen:
1975 erlitt Bruno bei einem Konzert in der Schweiz einen folgenschweren Stromschlag auf der Bühne. Die Halle war nicht vernünftig geerdet und Bruno blieb mit seiner Gitarre an einem Mikro-Ständer hängen. Er stand vollkommen unter Strom. Ich wollte ihn vom Mikrophon wegziehen und klebte prompt selbst an ihm fest. Ein Roadie kappte blitzschnell mit einer Axt das Stromkabel, sonst hätten wir beide nicht überlebt".
Dieser Stromschlag
verursachte einen Herzklappenfehler und führte letztendlich 8 Jahre später zu Bruno's Tod ...
Mit der LP BÄNG lief der Vertrag bei OHR TODAY aus. Erneuten Vertragsverhandlungen - auch mit anderen Firmen - wurde aufgrund Bruno's Tod ein jähes Ende gesetzt. Auch wenn Nossi zunächst an einen möglichen Fortbestand Birth Control's gedacht hatte (dies sei ganz im Sinne von Bruno), löste er die Band nach reiflicher Überlegung Anfang 1984 auf - damals sicher die richtige Entscheidung.